Münster. Vor mehr als 160 Jahren wurde die Justizvollzugsanstalt an der Gartenstraße errichtet. Ihre Zukunft ist allerdings ungewiss. Der LWL hat sie nun als Denkmal des Monats ausgezeichnet.

„Hier ist das ganze Architektursystem erhalten, es hat aber natürlich in den vergangenen 160 Jahren Modernisierungen und Erweiterungen gegeben“, erklärt LWL-Denkmalpfleger Dr. Jost Schäfer. „Dennoch hat die Anlage sich eine einzigartige Aussagekraft erhalten, die sie nicht nur für Westfalen, sondern zumindest für das ehemalige preußische Gebiet in Deutschland bedeutend macht.“

Den Denkmalwert des Gefängnisses habe man bereits in den 1960er-Jahren erkannt. So wurde es auch aufgenommen in das „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen“, den Dehio-Westfalen.

Der Gebäudekomplexes wurde von 1848 bis 1851 nach Plänen des Schinkel-Mitarbeiters Carl Ferdinand Busse aus dunkelroten Ziegeln gebaut. Die Grundform des Gebäudes ist ein unregelmäßiges Fünfeck.

„Die JVA besteht aus einem zinnenbekrönten Mittelbau mit Turm und vier radial angeordneten Flügeln sowie einigen Nebengebäuden. Der Einfluss von Schinkels historisierenden Schlossbauten, die sich an der englischen Gotik orientieren, ist hier deutlich zu erkennen“, so Schäfer. Laut Dehio zeigt das Gefängnis die „wohl künstlerisch bedeutendste erhaltene Architektur des 19. Jahrhunderts in Münster.“

Das erste Gefängnis mit einem panoptischem System wurde in den frühen 1840er-Jahren nach Plänen des englischen Architekten Joshua Jebb in London Pentonville errichtet. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. beauftragte einen Architekten, entsprechende Pläne für neue Gefängnisse in Preußen zu machen. Zunächst machte er einen Entwurf für Berlin-Moabit (1842), direkt danach (1843) für Münster. Die hiesige Justizvollzugsanstalt ist das älteste noch erhaltene Gefängnis aus preußischer Zeit.

 

Westfälische Nachrichten vom 24.11.2014