-lat- MÜNSTER. Gefängnis - ein Wort, das oft an graue Gitterstäbe, Trostlosigkeit und Stagnation denken lässt. Wer jedoch den Gefängnisalltag kennt, weil er ihn selber jeden Tag erlebt, der wird womöglich andere Assoziationen haben. Die Justizvollzugsanstalt Münster hat am Wochenende bewiesen, dass Gefängnis viel komplexer sein kann und vor allem sehr viel produktiver als vielleicht gedacht.

Unter der Leitung von rund einem Dutzend Handwerksmeistern werden dort Inhaftierte in verschiedene Berufe wie den des Schreiners, des Schlossers oder des Buchbinders eingearbeitet. Auch Aus- und Weiterbildungen können absolviert werden, mit denen der Einstieg ins Berufsleben im Anschluss an die Gefängniszeit leichter fällt.

Arbeiten muss in einem Gefängnis jeder, so Anstaltsleiter Rolf Silwedel. Es werde allerdings geguckt, wer welche Vorkenntnisse oder Talente mitbringe, oder welche Abteilung wem am meisten zusage. Die fertigen Produkte der verschiedenen Handwerke werden von der JVA ganzjährig übers Internet verkauft.

Auf dem Herbstmarkt konnten die Erzeugnisse direkt erworben werden. Im Angebot waren unter anderem Feuerkörbe, Barhocker, schmiedeeiserne Gartendekoration oder Weihnachtsschmuck. Der Herbstmarkt bot dabei vor allem die Möglichkeit, sich mehr über den Kosmos Gefängnis zu informieren, in dem nicht nur Wärter und Gefangene existieren, sondern zum Beispiel auch ein Pfarrer, ein Psychologe oder eben die fest angestellten Handwerksmeister.

Rolf Silwedel erklärte, der Erlös komme den Gefangenen indirekt wieder zugute. Von den Einnahmen werden zum Beispiel Materialien oder kleine Maschinen für die Werkstätten gekauft.

 

Westfälische Nachrichten vom 26.10.2015