Von Viola ter Horst

COESFELD. Was aus dem Coesfelder Gefängnis an der Borkener Straße wird, ist noch nicht klar. „Bis Ende des Jahres läuft noch der Mietvertrag mit dem Justizministerium", sagt Markus Vieth, Leiter des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) Münster, dem das Gebäude gehört.

Das Gefängnis soll mindestens bis dahin zur Verfügung stehen, falls es anderswo zu Unterbringungsproblemen von Häftlingen kommt. Der BLB will das Gebäude verkaufen, wenn das Justizministerium den Vertrag dann nicht verlängern möchte. Das Gefängnis steht aktuell leer, die letzten Inhaftierten wurden auf andere Gefängnisse verteilt.

„Die Lage eignet sich gut für Büro- und Dienstleistungen oder auch eine Wohnanlage", so Beigeordneter Thomas Backes. Einzelhandel sei planungsrechtlich ausgeschlossen. „Eine gastronomische Nutzung wäre ebenso möglich wie Büro- und Wohnnutzung", sagt Backes.

Die Stadt sieht sich nicht unbedingt zum Erwerb aufgefordert. „Grundsätzlich kaufen wir als Stadt nur dann, wenn wir das Gebäude zwingend für städtische Aufgaben benötigen", so Backes. Eine Nutzung zur Unterbringung von Flüchtlingen zieht die Stadt zumindest aktuell nicht in Betracht. Backes sagt, zurzeit sei ausreichend Platz in den bestehenden Immobilien. „Wir müssen dann 2016 sehen, was wir noch an Kapazität benötigen und werden dann alle denkbaren Alternativen prüfen."

Vieth vom BLB sagt, dass eine Nutzung für Flüchtlinge zurzeit „überhaupt nicht" angedacht sei. Pietätlos fände dies der bisherige Leiter des Gefängnisses, Bernhard Kühte. „Es ist auch nicht damit getan, einfach nur die Gitterstäbe abzumontieren", sagt Kühte, der seit 1979 als Justizvollzugsbediensteter in Coesfeld war und nun in den Ruhestand gegangen ist.

► Die AZ begleitete Kühte auf seinem letzten Rundgang durch „sein" Gefängnis - eine Stunde, bevor er endgültig die langen Schlüssel umdrehte. Im Innenteil dieser Ausgabe.

 

Allgemeine Zeitung vom 20.10.2015